Erst kreisen die Gedanken, dann kreise ich über etlichen Rezensionen zum Thema und letztlich finde ich mich in meinen bevorzugten Onlineshops für Hifi-Zubehör wieder, um einen Zubehörkauf zu tätigen. Das Risiko scheint mir überschaubar, ist es die Investitionen von 150,- EUR für High-End-Verhältnisse schließlich auch.
Um den Schleier zu lüften: es geht um die Fog Lifter von Audioquest. Diese hatte ich schon länger auf dem Zettel, aber bisher noch nie unter den Kabeln meiner Kette. Ja, ich war skeptisch. Gegenüber dem Vodoo-Zubehör-Zirkus im Allgemeinen und Helferlein dieser Art im Besonderen. Es gibt ja eine ganze Menge Zubehör, das die Kabel ein paar Zentimeter vom Boden wegbewegt – Konstruktionen aus edlen Hölzern, aus vielerlei Metallen komponiert oder – wie in diesem Fall – aus schlichtem Kunststoff. Audioquest schien und scheint mir in puncto Vodoo zudem recht unverdächtig.
Was aber alle diese Konstruktionen eint, ist die Grundidee, bei Kabeln – allen voran Netz- und Lausprecherkabeln – den Abstand vom Boden zu vergrößern. Als klangverändernde Ursachen werden mechanische Vibrationen (z.B. Trittschall) und vor allem elektromagnetische Interferenzen und hochfrequente Störungen verantwortlich gemacht. Wir sind permanent umgeben von hochfrequenten Frequenzen in Gestalt von Mobilfunknetzen in drei- und vierstelligen Megaherzbereichen. Dazu kommen DECT, WLAN, Bluetooth sowie DAB+, DVB-T, Amateurfunk und – ach ja – der analoge Hörfunk. Na, schon schwindelig? Das war nämlich lediglich ein Ausschnitt. Dazu gesellen sich auch noch Radar, Richtfunk, Mikrowellenherde, Funknavigation sowie Flug- und Seefunk. „Full House“ sozusagen.
Auch sehr gut abgeschirmte Kabel bleiben eben nicht unbeeinflusst von diesem Hochfrequenzgeschehen. Bei den anderen wirkt dieser Hochfrequenzbeschuss umso deutlicher. Diese Hochfrequenzen werden von allen festen Materialien wie Parkett, Fliesen oder Teppichboden abgelenkt. Also damit auch und gerade auf die direkt auf dem Fußboden befindlichen Kabel! Da sich meine 6 m langen, gartenschlauchdicken Lautsprecherkabel von Transparent Audio viele Meter über das Parkett winden, die Netzkabel zu den Geräten aber überwiegend in luftiger Höhe hinter dem Rack schweben, waren schnell die Lautsprecherkabel als geeignete Versuchsobjekte für den Schwebezustand ausgemacht.
Achtung Spoiler: Machen Sie das nicht zu Hause nach! Lassen Sie es! Beschäftigen Sie sich, wenn überhaupt, nur gedanklich weiter damit. Denn die Fog Lifter unter den Kabeln sehen sehr „gewöhnungsbedürftig“ aus, um es mal ganz vorsichtig zu formulieren. Mögen Sie große Spinnen? Das sollten Sie besser, denn die Fog Lifter von Audioquest haben etwas Spinnen- oder Insektenartiges. Daran ändert auch die schwarze Farbe des 14 x 14 cm Untergestells und der unauffällige Nylonfaden nichts, der das Kabel auf etwa 15 cm Höhe liftet. Stellen Sie sich vielmehr auf ernste Diskussionen mit ihrer Partnerin / ihrem Partner ein und lassen Sie sich vorher eine verdammt gute Argumentation für den dringenden Verbleib in den eigenen vier Wänden einfallen!
Genug gewarnt. Jetzt zum Auditiven: Ich gehe soweit zu sagen, es ist bisher das Zubehör in dieser Preisklasse mit dem unmittelbar hörbarsten Gegenwert pro Euro. Warum? Weil die Fog Lifter jeden Blindtest bestehen und meine Kette in klangliche Dimensionen befördern, von denen ich vorher nicht wusste, dass die Kette mit eben diesen Komponenten in meinen vier Wänden dazu überhaupt befähigt ist. Der Klang wird luftiger, transparenter, dreidimensionaler, durchhörbarer, entschlackter und fokussierter. Sprunghaft und ohne jeden Zweifel, möchte ich ergänzen. Wieder rückt die Kette ein ganzes Stück näher an meine elektrostatischen Kopfhörer, meinem Maßstab in Sachen Auflösung und musikalischem Informationsgehalt. Zwar wird meines Erachtens der Bass „leichter“, aber der Raumeindruck und die Präzision nehmen in einem Maße zu, das ich diesen Gewichtsverlust in den Bassregistern locker verschmerzen kann. Nimmt die Bassenergie nun tatsächlich ab oder ist sie nur besser eingebunden und konturierter als ohne die Lifter? Die Proportionen zwischen den Frequenzbereichen stimmen: da ist nichts ausgezehrt oder angedickt. Der deutliche Zugewinn an Transparenz, Präzision und Räumlichkeit ist schlicht überwältigend. Diesen hatte ich nicht erwartet – schon gar nicht durch „Spinnenbeine“ unter meinen Lautsprecherkabeln! Dazu muss ich anmerken, dass ich nicht alle acht Fog Lifter aus dem Set verwendet habe. Schon vorher hatte ich von anderen Anwendern gelesen, dass das Klangbild bei ihnen ins Helle und Analytische gekippt war, nachdem die Kabel komplett angehoben worden waren. Mein persönliches Fazit: fünf von insgesamt acht Liftern liefern in meiner Kette ein sehr stimmiges Ergebnis. Die Lautsprecherkabel sind demnach nicht auf der ganzen Strecke vom Boden entrückt. Mehr hilft hier also nicht unbedingt mehr… Es lohnt sich, die richtige Kombination aus konventioneller Bodenhaltung und Überlandleitung per Gehör und nach Geschmack zu ermitteln.
Viel Spaß beim Ausprobieren. Aber sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt. Vor der Optik und den möglichen Folgen!