Ich habe schon öfter die Erfahrung machen dürfen, dass man durch den An- und Verkauf von Hifi-Zeugs immer wieder an nette und aufgeschlossene Zeitgenossen* gerät, die ihre eigenen Erfahrungen gerne teilen.
(* das ist übrigens kein Gendersternchen, da es hier bis zum heutigen Tag nichts zu gendern gibt. Alle Verkäufer / Käufer waren Männer.)
Aus der Theorie wusste ich, dass unter rein klanglichen Gesichtspunkten – und worum sollte es hier sonst gehen? – ein NAS mit seinen mechanischen Festplatten nicht der Weisheit letzter Schluss ist und es mit SSDs einfach besser gelingt, Musikdateien weiterreichen – kurz: von SSD gelesen, klingt die Musik eindeutig besser. Aber Hand auf’s Herz: Die 3 x 10 TB Seagate IronWolf Pro (+ Hot Spare) in meinem Synology DS920+ durch SSDs ersetzen? Selbst nach der typischen Preisentwicklung für Speicher, die stetig nach unten weist, dürfte das ein äußerst kostspieliges Unterfangen werden. Zumal ich davon lediglich gut 2 TB für die Speicherung von Musik benötige.
Nach dem Kauf hier beschriebener Wireworld-BNC-Kabel bekam ich vom Verkäufer noch den Tipp, ein lüfterloses 2-Bay-NAS von Qnap – z. B. ein HS-251+ – zu verwenden. Dieses darf aufgrund der Abwesenheit von Lüftergeräusch auch ganz nah an die Wiedergabekette rücken. Optisch könnten diese wohnzimmertauglichen NAS selbst als Streamer mit Hifi-üblichen Maßen durchgehen. Da es ältere Modelle auf dem Gebrauchtmarkt zu vernünftigen Preisen gibt, bliebe noch Budget z.B. für 2 x 2 TB SSDs…
Aber Moment mal, warum denn unbedingt noch ein NAS (mein bisheriges von Synology würde ich gerne weiterbetreiben), noch ein Stellplatz im Rack belegen (habe keinen mehr) und womöglich noch eine zusätzliche Investition in ein Linearnetzteil wie das Sbooster BOTW P&P MK2 tätigen? Letztes natürlich auch aus klanglichen Gründen, da das mitgelieferte Schaltnetzteil technisch ja auch funktioniert. Ach ja, bereits das Sbooster würde mehr als das gebrauchte NAS kosten…
Also zurück zum Mac Mini aus 2014 (i7 3,0 Ghz – 256GB-Blade-SSD – 8GB RAM), den ich als Streaming-Client mit Roon in der Serverversion an einem Linearnetzteil JS-2 von UpTone Audio betreibe. So habe ich den Plan gefasst, diesen Mac Mini weiter auszubauen. Dieser hat bisher nur ein 256 GB-Blade-SSD für das Allernötigste auf einer Steckkarte an Bord – ohne die Musikdateien war das bisher völlig ausreichend. Die Halterung für eine 2,5 Zoll-Festplatte blieb bisher ungenutzt. Da in diesem Rechner nie eine HDD gewerkelt hat, gibt es auch kein SATA-Kabel und keine Befestigungsschrauben zum Anschluss bzw. Einbau der Platte. Im Internet ist aber auch das nur 1-2 Klicks entfernt und wird – wenn gewünscht – zusätzlich mit dem notwendigen Werkzeug geliefert.
Die Wirksamkeit von SSDs auf die klangliche Wiedergabe wird in Foren als genauso unstrittig erachtet wie die Eignung der EVO-Serie von Samsung für diese Übung. So sollte es eine 4 TB große interne Samsung 870 EVO SSD für den Mac Mini werden. Eigentlich hätten es in meinem Fall auch 3 TB getan, aber diese Größe gibt es nicht.
IFIXIT leistet auch beim Einbau der SSD mit dieser Anleitung gute Dienste. Die 35 Schritte zum Einbau des Laufwerks erinnern mich nach erster Lektüre zunächst an die „36 Kammern der Shaolin“. Da ich bereits das Schaltnetzteil herausoperiert hatte, waren mir die meisten Handgriffe noch geläufig. Fixit stuft den Schwierigkeitsgrad als „mittel“ ein und veranschlagt irgendetwas zwischen 30 und 120 Minuten für den Einbau der Platte. Mit etwas Übung, Selbstvertrauen und dem richtigen Werkzeug ist das sicherlich auch für viele Hifi-Afiçionados gut zu bewerkstelligen. Wie dieses Procedere 120 Minuten dauern kann, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis. Vielleicht mit Zeit für eine Mahlzeit zur Stärkung zwischendrin. Im Ernst: entweder das klappt in 30 Minuten oder es klappt gar nicht und man sollte es in fachkundige Hände geben.
Nachdem der Mini nun eine zweite SSD bekommen und die Daten vom NAS auf das lokale Laufwerk transferiert wurden, kann es losgehen. Nicht ganz, denn vorher muss Roon sich die Alben am neuen Speicherort wieder einverleiben. Wie der Umzug der Datenbank bzw. Daten klappt, steht hier beschrieben.
Das Ergebnis all der Mühen fällt dann wie erwartet aus: die Musik klingt noch mal deutlich besser und befreiter. Der Hintergrund ist ruhiger, die Wiedergabe entspannter und „richtiger“. Es tönt einfach “analoger” von Festspeicher als von HDD via NAS. Zumindest für’s Musikhören brauche ich nun das NAS nicht mehr. Fazit: Überschaubarer Aufwand, maximaler Ertrag.