Angefixt durch den Hörvergleich der am Ende doch recht unterschiedlichen Kandidaten hatte ich nun die Chance, ein Wireworld Platinum Starlight 8 als BNC-Ausführung in 0,5 m Länge zu hören. Dabei handelt es sich bei dem Platinum um die Toplinie des Herstellers aus den USA. Etwas irritierend sind die Kabelbezeichnungen. Das Wireworld Silver Starlight 8 ist aus Kupferleitern (OFC – Oxygen Free Copper) aufgebaut, die jedoch versilbert sind, das Gold Starlight besitzt Silber in der Reinheit 4N als Leitermaterial und das Platinum OCC-7N Silber bei größerem Querschnitt als das Gold. Allen Kabeln der Familie gemein ist die Composilex-2 benannte Isolierung sowie der sog. Tri-DNA-Helix-Aufbau des Kabels. Es gibt sie mit RCA- oder BNC-Bestückung.
Die Unterschiede sind sofort und mühelos hörbar. Das Kabel spielt einfach komplett schlackefrei, mühelos, geschmeidig und ausgewogen. Unspektakulär im besten Sinne: keine Lieblingsfrequenzbereiche, kein Spotlight beispielsweise auf Rimshots oder Bläsersätze wie beim Oyade DB-510. Die Musik kommt mit dem Wireworld Platinum Starlight 8 aus der Tiefe des Raums, deutlich im direkten Vergleich mit dem Aqvox und dem Mutec. Der Raum reicht sehr weit nach hinten. Das ist schön plastisch, geradezu holografisch und dabei auch sehr körperhaft. Die Räumlichkeit ist frappierend. Dazu gehört, dass alle Klangereignisse sehr gut separiert sind und die Musik jederzeit durchhörbar bleibt – ohne jemals ins Analytisch zu kippen oder die Musik zu filetieren, sprich in ihre Bestandteile zu zerlegen. Einzelne Disziplinen herauszugreifen, wird diesem ganzheitlichen Kabel nicht gerecht. Und das ist vielleicht das auffallendste Merkmal: Die Musikwiedergabe bleibt immer komplett und unangestrengt, jedes Detail ist vorhanden und mühelos heraushörbar, dem Hörenden wird aber nichts aufgedrängt. Die Stücke bleiben kohärent, die Klangereignisse sind immer eingebunden, ohne dafür ein kompaktes oder limitiertes Klangbild in Kauf nehmen zu müssen. Diese geradezu analoge Geschmeidigkeit der Wiedergabe lädt zum Langzeithören ein! Die Fülle an Informationen – auch feinstofflichen – ist unglaublich. Ja, auch wenn es abgedroschen klingt: Ich konnte Etliches in altbekannten Stücken neu entdecken oder auf diese Weise zum allerersten Mal hören! Ausschwingvorgänge z. B. bei Perkussion lösen sich vor einem rabenschwarzen Hintergrund sind mühelos wahrnehmbar und es gibt keine Verdeckungseffekte. So viel Information gab es über diese Kette noch nie! Das Timing ist ebenfalls exzellent.
Im Blindtest würde ich sicher nicht als erstes vermuten, dass es sich um ein Silberkabel handelt. Ob es an dem sog. DNA-Helix Aufbau liegt, in dem die massiven OCC-7N-Solid-Silberleiter des Platinum Starlight 8 verflochten sind, kann ich nicht sagen. Aber es klingt definitiv anders als alle Silberleiter, die ich bisher gehört habe und als solche auch recht schnell herauszuhören waren.
Zugegeben: Ganz fair ist der Vergleich mit den anderen gehörten Kabeln nicht. Spielt dieses Kabel mit einem Neupreis von 1.150 EUR UVP für 0,5 m doch in einem völlig anderen Preissegment und rangiert damit deutlich(!) über meinem bisher gesetzten Preislimit von etwa 250 EUR. Der Preisunterschied zum hauseigenen Gold Starlight 8 – ebenfalls ein Silberleiter – ist mit 425 EUR UVP für 0,5 m immer noch erheblich. Aber das Platinum Starlight 8 spielt auch klanglich in einer komplett anderen Liga als die zuvor gehörten Verbinder. Bei Platinum gibt es keine aufgesetzten Glanzlichter, Rauhigkeiten oder Einengungen. Kein „ja, aber…“. Es ist ein High-End-Produkt im besten Sinne: Man hört die ersten Stücke und hakt gedanklich das Thema Digitalkabel ab. Es wird fortan einfach keine Rolle mehr spielen. Es klingt ohne Abstriche „richtig“, bringt die Musik zur vollen Entfaltung, lässt ihr Raum und ist kohärent – hier zerfasert und fragmentiert nichts. Zudem klingt es angenehm seidig und analog. Die Detailfülle wird nicht durch kühle Analytik erkauft. Langer Sätze Sinn: Für mich ist dieses Kabel das Ende aller Fragen in Sachen Coax-Digitalverbinder in meiner Kette! Klarer erster Platz in meiner persönlichen Hitliste, wobei der Abstand zu den Plätzen 2 und 3 recht groß und sehr deutlich ausfällt – preislich wie klanglich.
Ich freue mich jedenfalls auf ausgedehnte Musik-Sessions und Erkundungen des vermeintlich Bekannten und des überraschend Neuen. Eine dicke Empfehlung! Für diejenigen, denen es wie mir geht und die ein vierstelliges Preisschild extrem happig finden, kann sich ein beharrlicher Blick auf den Gebrauchtmarkt irgendwann gleich in mehrfacher Hinsicht auszahlen: so gibt es Platinum-Kabel auf den einschlägigen Plattformen mitunter für fast ein Drittel des Neupreises und natürlich in eingespieltem Zustand – das spart dann auch noch Zeit!