Es ist nicht alles Gold, was glänzt.

28 Mai

Wie ich bereits hier und da berichtet habe, hat mein betagter Thorens TD 146 die eine und andere Verjüngungskur erfahren. Dabei ging es tatsächlich immer bergauf, zum Teil steil. Wirklich immer? Nein, denn letztens gab es einen auf den ersten Blick überraschenden Dämpfer, um nicht zu sagen Rückschritt. Was war passiert?

Der aus den vollen gedrehte Aluminum-Pulley mit Montageschlüssel
Der aus den vollen gedrehte Aluminum-Pulley mit Montageschlüssel

Zunächst wurde ich eines aus den vollen gedrehten Motor-Pulleys aus Aluminium angesichtig. Laut Beschreibung präzisionsgedreht und aus hochfestem Aluminium. Für 96,- EUR versprach das ein amtliches Upgrade zum Kunststoffteil, das bisher als Standard im Thorens seit Jahrzehnten stoisch seinen Dienst verrichtete. Der Vollständigkeit halber möchte ich erwähnen, dass vergleichbare Gebilde bereits ab ca. 60,- EUR in der Bucht zu erstehen sind.

Flux hatte ich den Moto-Pulley in meinen TD 146 eingebaut. Dabei wurde augenfällig, dass dieser beim Lauf deutlich sichtbare Taumelbewegungen macht. Ganz so, als hätte dieser eine unschöne Unwucht oder eine exzentrische Mittenbohrung. Die Taumelbewegung wurde entlang der Achse nach oben hin stärker. Ich habe mir die Motorachse ohne Pulley angesehen. Optisch war nicht auszumachen, dass der Motor überhaupt in Betrieb ist. Hier “taumelt” nichts, alles wie es sein soll. Es musste also der neue Motor-Pulley sein!

Die Bestandteile des Oringinal-Pulleys von Thorens mit integrietrer Rutschkupplung
Die Bestandteile des Oringinal-Pulleys von Thorens mit integrierter Rutschkupplung

Nach dem Rückbau des originalen Kunststoff-Pulleys von Thorens (s. Foto oben) musste ich feststellen, dass dieser deutlich ruhiger läuft. Ich habe dann noch die Drehzahlabweichungen mit den beiden Pulleys per Smartphone (mit Hilfe der RPM-App) gemessen. Der neue lief mit etwa 33,65 Umdrehungen und vergleichsweise schlechterem Gleichlauf / höheren Tonhöhenschwankungen, der alte mit einer Abweichung bei der Umdrehungsgeschwindigkeit von lediglich knapp 0,6% bei besserem Gleichlauf und niedrigeren Tonhöhenschwankungen (wow/flutter). 

Offensichtlich war die Bohrung für die Aufnahme der Steckachse des Motors nicht sauber zentriert. Der Pulley mit der exzentrischen Bohrung wurde vom Versender anstandslos durch einen neuen mit ordnungsgemäßer Bohrung ersetzt.

Wieder eingebaut und Ende der Geschichte? Nein! Der neue taumelte nicht mehr, aber die Musik lahmte und klang irgendwie schlaff und leblos. Wo war der Spaß geblieben? Es hat ein paar Momente oder Takte gedauert: Die Ursache lag nicht in der Stromversorgung oder anderen potenziellen Störgrößen meiner Kette. So habe ich den guten alten Pulley mit Rutschkupplung wieder eingesetzt und es war wieder „Glanz in der Hütte“. Es ist schwer zu beschreiben: alles klang richtiger, authentischer und lebendiger. Wahrscheinlich ist das Material am Ende nicht entscheidend, sondern der Umstand, dass es kein durchgehender Pulley ist, sondern dass es sich zugleich um eine Rutschkupplung handelt, die Motor-Antrieb und Riemenübertragung besser voneinander entkoppelt als es der starre Kollege aus Aluminium vermag.

Die Moral von der Geschichte: Es ist nicht alles (akustisches) Gold was glänzt und ich verstehe jetzt, wie es sein kann, dass derart betagte Gebraucht-Ersatzteile von Thorens für knapp 50,- EUR den Besitzer wechseln. Bei mir war es tatsächlich eine Art „Spaß-Ein-Aus-Schalter“ beim Hören mit dem Riementriebler. Ich hoffe doch sehr, das Orginal wird noch ein paar Jahre durchhalten!

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