Thorens TD 146 – Familienerbstück reloaded

6 Mrz

TD-146_1000x1000Was tun, wenn das Familienerbstück aus den 1980er Jahren sehnsüchtig darauf wartet wieder in Betrieb genommen zu werden?

Thorens ist ein 1883 in Sainte-Croix in der Schweiz gegründetes Unternehmen, das sich mit seinen Reibrad und Riemenantrieben einer großen Fangemeinde weltweit erfreut. Trotz des Bankrottes des Traditionsunternehmens 1999 folgte 2003 die Wiederauferstehung der Marke. Seit 2005 werden auch wieder Subchassis-Modelle (TD 350) angeboten.

Mein Thorens TD 146 wurde in der Urversion von 1983 bis 1986 gefertigt. Das Laufwerk ist baugleich mit dem TD 166, verfügt jedoch eine optoelektronische Endabschaltung und bietet somit etwas mehr Komfort. Der Dreher wurde zunächst mit dem Tonarm TP 11 Mk. III inkl. Armrohr TP 63 angeboten. Besonderheit und vielleicht auch Schwachpunkt ist die Steckverbindung des eigentlichen Armrohrs mit dem Arm. Der seinerzeit typische MM-Abtaster ELAC D 793 wurde bei mir schon vor Jahren durch ein Ortofon Vinyl Master Red ersetzt. Leider hat sich in einschlägigen Foren die Aussage verfestigt, dass dieser Thorens-Arm und dieser Ortfon-Abtaster kein Dreamteam sind. Doch dazu später mehr.

Thorens Netzteil_1000x1000

Weitere Aufrüst- und Umbaumaßnahmen folgten. Zunächst wurde der Standard-Netzstecker durch ein TPN 2000-Netzteil von Thorens ersetzt. Neben dem Netztrafo kommt ein darauf folgender Trenntrafo zum Einsatz. Das TPN 2000 bietet somit nicht nur eine ordentliche Stromversorgung, sondern auch gleichzeitig eine „Netzfilterung“. Zudem verfügt es über eine schaltbare Netzphase, d.h. diese kann bei Bedarf um 180 Grad gedreht werden. Die verbesserte Stromversorgung war sofort deutlich (positiv) hörbar und weit entfernt von irgendwelchen autosuggestiven Wahrnehmungen.

RDC_thorens_td_160Als weiterer Schritt wurde der TD 146 mit einer Acryl-Auflage zur Bedämpfung des Metall-Plattentellers und einer RDC-Bodenplatte von Clearlight Audio ausgestattet (RDC steht für Resonance Deadening Components). Diese verhilft übrigens allen Modellen der Baureihe, also auch dem Thorens TD 160 oder dem werksseitig armlosen TD 160 Super zu besserer Dämpfung als die dünne Standard-Bodenplatte dieser Thorens-Familie. Dank ihrer Passgenauigkeit und der vorgebohrten Befestigungslöcher geht der Wechsel auf die neue Bodenplatte im Handumdrehen von Statten. Die drei RDC-Stellkegel, die auf Gewindestangen laufen, lassen den Dreher zudem sehr einfach exakt ins „Wasser“ bringen, also waagerecht aufstellen. Gut gelöst!
Als nächstes wurde eigenhändig eine neue Cinch-Verkabelung angelötet und die Standardstrippen wurden auf das Altenteil geschickt. Auch dieser Schritt war wiederum deutlich klangfördernd und kostenseitig sehr überschaubar.

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Gehört habe ich lange über den Phono-Pre PP2 von NAD – der Einstieg in die Welt der externen Phono-Pres. Dessen Umschalter zwischen MM- und MC-Phonozweig machte sich jedoch durch schlechte Kontaktierung und die temporäre Abwesenheit eines Kanals schmerzlich bemerkbar.

Die Zeit schritt voran und fortan wollte die umfangreiche CD-Sammlung digitalisiert werden. Der LINN Akurate DS zog ein, der Thorens vorrübergehend aus. Schweren Herzens hatte ich mich auf die digitale Seite geschlagen, wobei mir bei der medienlosen Musikzufuhr die Haptik, die Optik (der großen Cover) und auch die Fokussierung auf ein Album (oder zumindest eine Albumseite) fehlt. Zudem macht die elektromechanische Wiedergabe des Plattenspielers die Wandlung in Musik nachvollziehbarer als die Behandlung von Kleinstströmen in Silikonkäfern innerhalb eines Digital-Analog-Wandlers. Insgesamt ist das „Schwarzhören“ eine sehr sinnliche Erfahrung. Eine vollkommen entmaterialisierte und vom Tonträger entkoppelte Wiedergabe wird nach meinem Dafürhalten hier nie herankommen. Die nächste Entmaterialisierungsstufe ist das Streaming, bei dem die Musik bei Abwesenheit einer Online-Verbindung schnell in den stark flüchtigen Zustand übergeht.

Moth MK1 Tonearm (OEM RB202)

Doch zurück zur analogen Welt: irgendwann wuchs bei mir dann der Wunsch heran, dem noch wenig benutzen Abtaster von Ortofon einen würdigen Arm als Träger zur Seite zu stellen. Mit dem Moth MK1 Tonarm, einem Rega RB 202 Nachbau, wurde ein adäquater und bezahlbarer Spielpartner auf Augenhöhe ausgemacht und über die Bucht in UK beschafft. Im Mutterland von Rega ließ sich bei Soundsupports (http://www.soundsupports.com) zudem eine amtliche Montageplatte aus Aluminium mit passenden Bohrungen für den Rega-Arm erwerben.

Umbau, Einbau und Justage wurden von einem lokalen Fachhändler durchgeführt. Der Arm wurde bei Einbau noch mit einer hochwertigen, durchgängigen Albedo-Verkabelung versehen (der Rega-Nachbau von Moth bekleckert sich in puncto Verkabelung sicher nicht mit Ruhm). Die eigenen Einstellversuche der drei Federn, um dem Thorens-Subchassis bei richtiger Justage zu kolbenförmigem Schwingen zu verhelfen, nagte damals sehr an meinem Seelenfrieden. In den Händen eines Fachmanns war die Aufgabe also deutlich besser aufgehoben. Dazu wurde noch ein neuer Antriebsriemen der Firma Tonmechanik Berlin spendiert.

Da der Thorens bei mir absehbar dauerhaft mit einem MM-System musizieren wird, war der Neukauf eines dedizierten MM-Pres schnell beschlossene Sache. Mit dem bezahlbaren GramAmp 2 SE von Graham Slee Audio, der konsequent auf MM setzt, habe ich klangliche Sphären mit dem Thorens TD 146 erklommen, die ich nie für erreichbar gehalten hätte.

So genieße und entdecke ich meine Vinylsammlung wieder, die sich bereits über zahlreiche Neuzuwächse freuen kann. Das reicht von 180 Gramm Neupressungen, wie Bowies letztem Album Blackstar – das Cover und die gesamte Aufmachung ist im CD-Format schlicht nicht vorstellbar – bis zu etlichen Flohmarktfunden.

So herrscht nun eine friedliche Koexistenz von Musikdateien und Vinylschreiben.

Ach ja, eine Plattenwaschmaschine wäre jetzt eigentlich nicht schlecht… 🙂

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