Vinyl ist in aller Munde – wer möchte das bestreiten? Augenfällig ist die Rückeroberung etlicher Regalmeter durch die schwarze Scheibe selbst in Elektrogroßmärkten, die ebenfalls ein Stück vom Kuchen abhaben möchten. Innerhalb von fünf Jahren verdoppelte sich der Jahresabsatz des totgesagten Tonträgers in Deutschland auf 600.000 Exemplare und der Umsatz stieg in 2015 auf rd. 51 Mio. EUR. In Anbetracht der ehemaligen Marktdominanz des Vinyls bei den Tonträgern bis in die siebziger und frühen achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts findet diese Entwicklung auf vergleichsweise niedrigem Niveau statt – von der Dominanz und den Wachstumsraten digitalen Musikabsatzes mal ganz abgesehen.
Das scheint die Hifi- und High-End-Hersteller jedoch nicht zu schrecken. Ganz im Gegenteil: nicht Wenige behaupten, selbst zu Hochzeiten der Schallplatte habe es nicht so viele gute Plattenspieler gegeben wie heute. Das Angebot wird wöchentlich größer und klangvolle Namen aus der Hochzeit des Vinyls, als der Plattenspieler selbstverständlich zum Inventar der bundesdeutschen Durchschnittsfamilie gehörte, werden nicht nur reanimiert, sondern auf ein neues Qualitätsniveau katapultiert. Perpetuum Ebner aus dem Schwarzwald – stellvertretend mit dem neuen Dreher PE 2525 für rd. 2.500 EUR, steht exemplarisch für diese Entwicklung.
Auch Vinyldreher von der Insel blicken auf eine lange Tradition zurück und gelten als ausgereift und oftmals bezahlbar. Avid aus UK tourte kürzlich mit den drei Laufwerken Diva II SP (4.000 EUR), Sequell SP (7.900 EUR) sowie dem Actus SP (14.500 EUR) durch die deutschen Lande. “Good, Better, Best“ wie STEREO 10/2016 kürzlich zu diesem Laufwerks-Duell titelte. Die erstaunte Leserschaft wird von Avids Chef, Conrad Mas, mit der Aussage konfrontiert, das der „Kleine“ wie kaputt klänge, wenn man sich an den Klang des Top-Drehers gewöhnt hätte. Wie bitte? Muss man wirklich erst den Gegenwert eines Neuwagens investieren, um auf hohem Niveau Musik von Platte hören zu können? Sicher nicht. Hier wird vielmehr das „Bessere ist des Guten Feind“ soweit überstrapaziert, dass der Hersteller ohne Not seine sicher auch nicht als Einstieg zu klassifizierenden Produkte herabwürdigt wie ich es in dieser Form noch nicht erlebt habe.
Lassen Sie sich von solchen Aussagen weder den (Wieder-)Einstieg in das „Schwarzhören“ noch den Spaß am Vinyl vereiteln. Es gibt mehr Optionen denn je, die einen das schwarze Gold wieder entdecken lassen. Fangen Sie an, auch zu Hause wieder einige Regalmeter mit Schallplatten zu füllen – mit der beruhigenden Gewissheit, gerade in Anbetracht der Kurzlebigkeit heutiger Musikformate, auch noch in 40 Jahren entspannt damit Musik hören zu können. Ob der CD ähnliche Aussichten beschieden sind, wage ich zu bezweifeln.