Vorverstärker wirken in Anbetracht immer neuer Gerätegattungen und Integrationsbestrebungen richtig schön „old school“ – vor allem dann, wenn sie rein analog ausgelegt sind. Aller Unkenrufe zum Trotz können diese in Paarung mit einer Endstufe klangliche Vorteile bieten. Bedienungskomfort und Flexibilität bei der Wahl der verstärkenden Partner gibt es noch dazu. Vom sprichwörtlichen „verstärkenden Draht“ sind die meisten Vorverstärker allerdings weit entfernt.
Bei mir hat das Matching mit der Endstufe bislang drei Iterationen durchlaufen: von der Kombination mit der Vorstufe des Endstufen-Herstellers (Gamut C2), über einen neutral klingenden Hybrid-Pre (Octave HP-500 SE) bis zur völligen Entfernung der Vorstufe (Direktverbindung von Quelle und Endstufe).
Völlig? Nein, am Ende doch nicht ganz. Wer mehrere Quellen betreibt und nicht ständig Kabel umstecken möchte, benötigt zumindest einen Umschalter für die unterschiedlichen Signallieferanten. Eine Laustärkeregelung ist dank der immer häufiger integrierten Regelung der Quelle (z. B. regelbarer Ausgang im CD-Player) meines Erachtens nicht zwingend erforderlich. Zu Unrecht steht die digitale Lautstärkeabsenkung im Ruf schlechter zu sein als das analoge Pendant – der gute alte Lautstärkeregler. Aber ist sie das wirklich? Kanalungleichheiten zwischen den Stereokanälen sind nur ein Ungemach bei den analogen Drehern.
Ich erinnerte mich des alten Hifi-Bonmots „Der bessere Vorverstärker ist kein Vorverstärker.“ Frei nach dem Motto „reduce to the max“ ging es zunächst darum, alles Überflüssige wegzulassen. Zudem sollte es möglichst so klingen, wie die Direktverkabelung von Gerät zu Gerät. Die Lösung fand sich mit der Umschaltbox der Bremer Manufaktur Dodocus Design.
Konrad Metzger von Dodocus Design versteht es, die individuellen Kundenwünsche in ein adäquates und technisch wie optisch einwandfreies Produkt zu überführen. Das Ergebnis ist maßgeschneidert und vermittelt erwartungsgemäß einen hochwertigen Eindruck. Natürlich ist so etwas in Deutschland nicht zum Discounter-Preis zu bekommen.
Zunächst konzipierte ich für meine Bedarfe eine Variante mit einem Eingangswahlschalter, mit dem eins von drei Quellgeräten ausgewählt werden kann. Bei mir sind das ein Digital-Analog-Wandler (DAC), ein Linn Akurate DS (Streaming Client) sowie ein AV Vorverstärker Prozessor für den Film- und Fernsehton. Während der Planung hinzugekommen ist dann noch ein Ausgangswahlschalter, mit dem sich die Quellen auf zwei Ausgänge schalten lassen. Auf diese Weise steht dem bequemen Wechsel zwischen Endstufe und Kopfhörer-Verstärker von Stax nichts mehr im Wege. Die symmetrischen Endstufenausgänge des Umschalters sind doppelt vorhanden (Ausgänge 1A- und 1B-Out), um zukünftig ggf. zwei Endstufen parallel (Bi-Amping) betreiben zu können ohne Y-Kabel verwenden zu müssen.
Ich habe den Austausch meiner Vorstufe mit einer Umschaltbox nie bereut. Im Gegenteil: wurde durch den Verkauf Budget frei für neues Sportgerät! Durch das Weglassen der bisherigen Röhren-Transistor-Vorstufe ist sofort hörbar geworden, was diese dem Signal hinzugefügt hat. Trotz aller Neutralität der Vorstufe ist dieses Mehr als additive Räumlichkeit oder vermeintlicher Dreidimensionalität deutlich wahrnehmbar. Alles andere als unangenehm oder künstlich, insbesondere bei Stimmen, ist es aber eben nicht originärer Bestandteil der Musik. Ohne die Vorstufe hängt die Quelle zudem deutlich „satter am Gas“, Basskontrolle und Durchzeichnung nehmen zu. Die Umschaltbox schmälert diesen akustischen Zugewinn nicht, sondern garniert ihn mit mehr Benutzerfreundlichkeit.
Wenn es etwas zu beanstanden gibt, ist es höchstens das relativ geringe Gewicht der Box. Dies führt bei kompletter Verkabelung schnell dazu, dass der Umschalter aus dem Gleichgewicht gerät und sich auf die „Hinterbeine“ stellt, da die rückseitigen Kabel das Kistchen in die Tiefe zu ziehen drohen. Ein Gegengewicht (aus Granit) auf der Oberseite des Umschalters stellt das Kräftegleichgewicht schnell wieder her.
Und noch etwas fiel auf: der Stax – ohnehin eine akustische Lupe – quittierte die anfangs im Signalweg liegenden Adapter von XLR auf Cinch (Neutrik NA2) zur Ansteuerung des Kopfhörer-Verstärkers mit einer deutlichen Klangverschlechterung. Also raus damit und symmetrisch verkabelt – nun funkeln die Sterne wieder.
Vielleicht ist es also doch an der Zeit über die Sinnhaftigkeit analoger Vorverstärker nachzudenken. Ich werde bis auf weiteres sehr gut ohne ihn auskommen.